Zwei Jahrzehnte als Politikberater, die prägend sind.
Bereits in den 1990er Jahren erregte Prof. Scheer bei Politikern mit seinem für die damalige Zeit ungewöhnlichen Hintergrund als Wissenschaftler und Unternehmensgründer Interesse, sodass man ihn in Beratungsgremien berief und ihm politische Ämter anbot.
Bereits Anfang der 90er Jahre unterstütze er Saar Ministerpräsident Oskar Lafontaine in einer Expertenkommission zum Strukturwandel im Saarland. Das Angebot des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller, Minister für Wirtschaft und Innovation in seinem Kabinett zu werden, lehnte er mit Blick auf den gerade erfolgten Börsengang seines Unternehmens IDS Scheer ab. Als „One Dollar Man“ engagierte er sich jedoch mit großem Engagement als Beauftragter für Innovation. Die Amtsnachfolgerin im Amt des Ministerpräsidenten, Annegret Kramp-Karrenbauer, berief ihn als Mitglied des Digitalrates.
Prof. August-Wilhelm Scheer
„Wenn ich heute in den Dokumenten und Veröffentlichungen zu unseren Konzepten lese, kann ich mich immer noch zu deren Inhalten bekennen. Es sind sogar noch einige der von uns gegründeten Cluster aktiv.“
Besondere Aufmerksamkeit generierten Scheers Beraterfunktionen auf Bundesebene. Bereits 1995 berief ihn Bundeskanzler Helmut Kohl in den Innovationsrat der Bundesregierung. Dieser setzte sich aus ca. 15 Mitgliedern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Von 2006 bis zu seiner Auflösung im Jahr 2008 gehörte er dem Rat für Innovation und Wachstum von Bundeskanzlerin Angela Merkel an. Auf Landes- wie auf Bundesebene mahnte er immer wieder größeren Anstrengungen bei der Digitalisierung und kämpfte für Strukturen, die Innovation fördern.
Prof. August-Wilhelm Scheer
„Die Abwehrkräfte gegen unbequeme Wahrheiten sind stark. In der Politik möchte man lieber positive Nachrichten hören als mahnende Worte und Hinweise auf Versäumnisse.“
Auszüge aus einem Interview in der FAZ aus dem Jahr 2011 stehen beispielhaft für die immer wieder verhallten Mahnungen von Prof. Scheer an Politik und Wirtschaft zur Dringlichkeit der Digitalisierung. Mahnungen, von denen wir heute wissen, wie vorausschauend sie waren:
Warum braucht Deutschland überhaupt einen stärkeren IT-Sektor? Der Wirtschaft geht es doch prima?
Weil die IT der Innovationstreiber der Zukunft ist. Die traditionellen, starken deutschen Branchen können nur mit IT selbst innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. Wir brauchen in der deutschen Wirtschaftspolitik einfach weniger Villa Hügel und mehr Silicon Valley.
Ja, aber die deutsche IT-Branche beschäftigt auch jetzt schon 850 000 Mitarbeiter, und die vielen Mittelständler, die es gibt, scheinen ziemlich erfolgreich zu sein. Brauchen wir wirklich ein Google oder ein Facebook in Deutschland?
Wir müssen unsere Großunternehmen hierbehalten und mehr Unternehmen in der Branche großziehen. Viele Unternehmen sind in Deutschland allein deshalb entstanden, weil sie Produkte rund um das Angebot von SAP entwickeln. SAP ist aber schon 40 Jahre alt. Wir brauchen mehr solche Erfolge wie SAP.
In der Branche wird der Fachkräftemangel als eines der gravierendsten Hemmnisse beschrieben. Was ist zu tun, um den Mangel zu bekämpfen?
Zum Beispiel sind die Hürden, um die entsprechenden Studiengänge zu meistern, zu Beginn zu hoch. Es werden zu schnell zu viele Studenten ausgesiebt. Und das Interesse an der Technik muss früher geweckt werden. Das beginnt schon im Kindergarten.
Auch seine Tätigkeit als Präsident des Branchenverbandes Bitkom war eng mit der Politik verknüpft. Hier nahm Scheer zwischen 2007 und 2011 eine sehr aktive Rolle ein, die weit über eine beratende Funktion hinausging und von engem Kontakt zu Politkern geprägt war. Im Mittelpunkt stand seine Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland. Da das Amt als Bitkom-Präsident mit der Funktion eines Vizepräsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) verbunden war, versuchte er, auch die anderen Industriezweige, wie Automobilindustrie, Energie oder Maschinenbau, von der Bedeutung der IT für die Weiterentwicklung ihrer Produkte und Prozesse zu überzeugen. Wegen ihrer starken Hardwareorientierung und der klassischen Ingenieurskultur war es auch hier schwierig, Verständnis für die zukünftige Bedeutung von Software zu finden.